Gefährdung von Knorpelfischen
Viele Hai- und Rochenarten sind in ihrer Existenz bedroht. Hierfür können unterschiedliche Faktoren verantwortlich sein - meist mehrere in Kombination. Chimären sind aufgrund ihrer vornehmlichen Verbreitung im Tiefwasser bzw. der Tiefsee weniger gefährdet und können bisher in den Artenschutzbemühungen noch ausgeklammert werden.
Fischerei - die größte Bedrohung für Haie und Rochen
Die größte Bedrohung für Haie und Rochen geht von der Fischerei aus. Die fischereiliche Nutzung ist nicht kürzlich neu entstanden, sondern wurde überall auf der Welt seit Jahrhunderten betrieben, allerdings in einem vergleichbar geringen Maße. Seit den 1980er Jahren ist die Nutzung jedoch weltweit enorm angestiegen, dabei häufig nicht reguliert und nicht auf einer nachhaltigen Basis angelegt.
Nur nach und nach haben Nationen und Regionen Bestandsbemessungen für einzelne kommerziell befischte Bestände durchgeführt und ein entsprechendes Management mit Fangbegrenzungen und einem Quotensystem eingerichtet. Ein Großteil der Bestände in den meisten Regionen wird nach wie vor nicht entsprechend fischereiwissenschaftlich betreut und reguliert.
Angetrieben wird die Fischerei auf Haie und Rochen neben der Nutzung als Nahrungsprodukt auch durch die Nachfrage verschiedener Produkte, die aus ihnen gefertigt werden und industriell Verwendung finden.
Aber besonders die Nachfrage nach Flossen für die asiatische Haiflossensuppe hat die Fischerei stark angekurbelt, da sie sich aufgrund ihrer Funktion als Statussymbol bei Festbanketten zu einem der teuersten Fischereiprodukte der Welt entwickelt hat.
Lebensraumzerstörung und Meeresverschmutzung
Ein weiterer Faktor der sich negativ auf die Existenz von Haien und Rochen auswirkt ist die Zerstörung ihrer Lebensräume. Die Vernichtung empfindlicher und für das Überleben essentieller Habitate, wie Mangroven, bringen diese urtümlichen Fische weiter in Not. Mangroven dienen vielen tropischen Arten als Kinderstuben, wo sie ihre Jungen gebären und diese im Wurzelwerk der Mangrovenpflanzen ihre ersten Jahre geschützt verbringen können. Werden diese Lebensräume durch Bebauung zerstört, wobei hier die Aquakultur eine sehr zweifelhafte Rolle spielt, sind Hai- und Rochenarten, zusammen mit vielen anderen Meeresbewohnern, direkt davon betroffen. So ist hierfür beispielhaft die Gruppe der Sägerochen zu nennen, die als die am meisten gefährdete Gruppe von Elasmobranchiern gilt, und heutzutage nur noch in einem Bruchteil ihres einstigen Verbreitungsgebiets zu finden ist.
Die zunehmende Meeresverschmutzung, die besonders durch Eintrag von Schad- und Nährstoffen Lebensräume schädigen, ist ein weiterer Faktor der sich negativ auswirkt. Eine vom Menschen verursachte erhöhte Nährstoffzufuhr durch Flüsse in die Ozeane (Eutrophierung) kann zu überstarkem Algenwachstum führen, das den Lebensraum insgesamt negativ beeinflusst und teils gravierende Auswirkungen haben kann. Zeitweilig können durch Sauerstoffzehrung sauerstofffreie (anoxische) Verhältnisse hervorgerufen werden, die direkt schädlich für die dortigen Meeresbewohner im gesamten Nahrungsnetz sind, insbesondere dort, wo aufgrund der Topografie des Gewässers ohnehin ein geringer und seltener Sauerstoffaustausch zwischen den Wasserkörpern und -schichten stattfindet, wie z.B. in der Ostsee, dem Schwarzem Meer, aber auch in umschlossenen Buchten wie der Chesapeake Bay und andernorts.
Algenblüte in der Nordsee an der schottischen Küste. PD NASAAlle Texte © H. Zidowitz, D.E.G.