Knappe und verwirrende Parlamentsabstimmung zum Thema Finning

Gesetzeslücken nicht erweitert, aber auch noch nicht geschlossen; Kampf um die Entscheidungen wird nun ins Plenum getragen

Der Fischerei-Ausschuss des Europäischen Parlaments stimmte heute in einer verwirrenden und widersprechenden Art und Weise über eine Reihe von Änderungsvorschlägen ab. Die Abstimmung stellt die Reaktion des Parlaments zum Vorschlag der EU-Kommission zur Stärkung des EU-Finning-Verbots dar („Finning“ bezeichnet die Verarbeitungspraxis des Abschneidens der Flossen mit dem Rückwurf der Körper auf See). Durch die einzelnen, meist knappen Entscheidungen, entstanden jedoch widersprüchliche Aussagen, sodass bestehende Gesetzeslücken, die das Durchsetzen des Finning-Verbots verhindern, gleichzeitig abgelehnt und befürwortet wurde.

Die Kommission schlug Ende letzten Jahres vor, die Vergabe von Ausnahmegenehmigungen, die Fischern das Abtrennen von Flossen an Bord von Schiffen erlaubt, einzustellen. Haie im Ganzen mit ihren Flossen am Körper anzulanden (Ganzkörperanlandung), ist bei weitem der einfachste und zuverlässigste Weg Finning-Verbote durchzusetzen. Spanien und Portugal sind die einzigen verbliebenen EU-Mitgliedsländer, die noch solche Ausnahmegenehmigungen ausstellen.

Frau Patrão Neves, portugiesisches Parlamentsmitglied, setzte ihre Rolle als Berichterstatterin ein, um gegen die Annahme der durch die Kommission vorgeschlagenen Verbesserungen anzugehen. Zwar wurde heute ihr Versuch, die Schlupflöcher noch zu vergrößern, vereitelt, jedoch stimmten die Abgeordneten im Widerspruch dazu ihre Änderungsvorschlägen zu, der die Beibehaltung der Ausnahmegenehmigungen beinhaltet. Letztendlich wurden die meisten ihrer problematischen Änderungen abgelehnt, aber der Mangel an Eindeutigkeit im angenommen Wortlaut birgt das Risiko ein starkes Finning-Verbot abzuschließen.

Die Auseinandersetzung wird nun in einer Plenarsitzung in den nächsten Monaten weiter geführt.

Die Shark Alliance unterstützt ausdrücklich den Vorschlag der Europäischen Kommission.

„Wir setzen unseren Aufruf an alle Abgeordneten fort, unverzüglich diese Verwirrungen in Bezug auf die Änderungsanträge im Plenum zu beseitigen und sich klar für eine entschiedene und ausnahmelose EU-Fischereirichtlinie gegen das Abtrennen von Haiflossen auf See einzusetzen, “ sagte Ali Hood, Direktor für Artenschutz des Shark Trust, ein Gründungsmitglied der Shark Alliance.

Die Shark Alliance ist ein Zusammenschluss von mehr als 130 Organisationen, der sich für den wissenschaftlich fundierten Schutz der Haie einsetzt. Gründer und Koordinator der Shark Alliance ist die Pew Environment Group, die Naturschutzabteilung der Pew Charitable Trusts, einer Nichtregierungsorganisation, die der Überfischung der Weltmeere ein Ende setzen will. www.sharkalliance.org

Hinweise für Redaktionen:

2010 hat das Europäische Parlament die Europäische Kommission im Wege einer Resolution dazu aufgefordert, das Finning-Verbot der Europäischen Union aus dem Jahr 2003 zu verschärfen, indem das Abtrennen von Haiflossen auf See untersagt und entsprechend die Anlandung sämtlicher Haie im natürlichen Zustand mitsamt den Flossen am Körper verbindlich vorgeschrieben wird. Diese sog. „Ganzkörperanlandung“ gilt weithin als die verlässlichste Methode zur Durchsetzung eines Finning-Verbots und erfreut sich wachsender Akzeptanz auf der ganzen Welt. Im Gegensatz hierzu erlaubt das derzeitige Regelungssystem der EU allen Fischern, die von ihren Regierungen mit speziellen Fangerlaubnissen ausgestattet wurden, das Abtrennen von Flossen auf See und stützt sich für die Beantwortung der Frage, ob Finning stattgefunden hat, auf komplizierte Berechnungen des Verhältniswerts von Flossen- zum Körpergewicht. Dieser Verhältniswert ist etwa doppelt so hoch wie der Wert, den die meisten anderen Länder ansetzen, die ein solches System bis heute nutzen; er ist nur schwer durchsetzbar und lässt Fischern die Möglichkeit, geschätzte zwei von drei Haien zu finnen, ohne dass dies entdeckt würde.

Quelle: Shark Alliance