Neue Veröffentlichung eines D.E.G.-Mitglieds!
28. Mai 2025
Jüngst veröffentlicht wurde in der Fachzeitschrift „npj Ocean Sustainability“ eine wissenschaftliche Abhandlung eines internationalen Autorenteams, bestehend aus zahlreichen Expertinnen und Experten, darunter auch das langjährige D.E.G.-Mitglied Simon Weigmann, über die Möglichkeiten der Verbesserung von Schutzbemühungen für Haie.
Temple, A. J., Cochran, J. E., Pirog, A., Dulvy, N. K., Cortés, E., Weigmann, S., Booth, H., Wheeler, C. H., Finucci, B., Haque, A. B., Heithaus, M. R., Seidu, I. Rummer, J. L. & Berumen, M. L. (2025): Opportunities to enhance conservation success for sharks. – npj Ocean Sustainability 4(1): 1-12. https://doi.org/10.1038/s44183-025-00131-8
Composition of the shark conservation literature after data cleaning

a) Frequency plot of the most frequent 50 words. b) Word cloud of the most frequent 500 words. Note shortened x-axis.
Elasmobranchier zählen heutzutage leider zu den am stärksten gefährdeten Wirbeltiergruppen. Ursächlich hierfür ist hauptsächlich die intensive, nicht nachhaltige Fischerei und der davon ausgehende Fischereidruck, aber auch die Zerstörung und Degradierung der essenziellen Lebensräume von Haien und Rochen. Auch der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Elasmobranchier-Fauna, beispielsweise durch Lebensraumverlust als Folge der Meereserwärmung. Die bei vielen Hai- und Rochenarten sehr mobile Lebensweise erschwert ihren Schutz insofern, als dass die Ausweisung von Meeresschutzgebieten allein für ihren Schutz nicht ausreichend ist, da sie diese Gebiete meist nur für kurze Zeiträume aufsuchen und einen Großteil ihrer Lebensspanne außerhalb von Schutzgebieten verbringen.
Die Herausforderungen des Naturschutzes, den oben skizzierten Gefährdungsursachen zu begegnen, ihre verheerenden Auswirkungen auf die Elasmobranchier-Fauna zu mindern und wirksame Schutzmaßnahmen zu konzipieren, sind folglich enorm. Gleichzeitig erfordert der rasant ablaufende Rückgang vieler Hai- und Rochen-Populationen dringendes Handeln und zeitnah wirksame Maßnahmen, um das komplette Aussterben oder aber die ernsten Bestandsrückgänge zu stoppen, diese Entwicklung umzukehren und eine Erholung der Bestände zu ermöglichen. Es besteht demnach dringender Handlungsbedarf in Bezug auf den Schutz von Haien und Rochen. Als Resultat dieser besorgniserregenden Entwicklung sind in den letzten Jahren eine Vielzahl an Veröffentlichungen zum effizienten Schutz von Haien und Rochen erschienen, deren Anzahl zuweilen unüberschaubar erscheint. Vielleicht auch deshalb hat das Autorenteam von Temple et al. eine umfassende Analyse der Literatur zum Thema „Hai-Schutz“ durchgeführt, um Trends in der wissenschaftlichen Erforschung zum Schutz von Haien aufzuzeigen und allgemeingültige Erkenntnisse abzuleiten. Ein Ziel der Wissenschaft ist sicherlich, das Thema fortlaufend aktuell zu halten und in die breite Öffentlichkeit zu tragen, vor allem jedoch an die Akteure und Entscheidungsträger zu richten, die unmittelbar mit dem Schutz genauso wie der Vernichtung von Hai- und Rochen-Populationen in Zusammenhang stehen. Voraussetzung für die Entwicklung von effektiven Schutzmaßnahmen für Haie und Rochen ist jedoch, zunächst die Gefährdungsursachen richtig zu verstehen und klar zu umreißen.
In diesen Kontext reiht sich auch der Aufsatz von Temple et al. ein, der anhand einer quantitativen Analyse der Literatur zum Thema „Hai-Schutz“ Trends und Zusammenhänge der wichtigsten Aspekte zu diesem Thema mittels eines maschinellen Lernansatzes aufzeigt. Diese Studie fand heraus, dass die Forschung zum Schutz der Haie ein gut vernetztes, kohärent strukturiertes und schnell wachsendes Forschungsgebiet ist, das die Wechselwirkungen zwischen Menschen und Wildtieren mit der Nutzung und dem Management der Arten verbindet. Das Forscherteam um Simon Weigmann fand zudem heraus, dass die Forschung zum Schutz der Haie zunehmend interdisziplinär ist und sich auf die wichtigsten Bedrohungen, die den Rückgang der Haipopulationen bedingen konzentriert – beides wichtige Voraussetzungen für ein effektives Management. Gleichzeitig sehen die Forscherinnen und Forscher jedoch auch Möglichkeiten, Forschung und Management weiter zu stärken. Dazu gehören z. B. eine bessere Integration der wichtigsten Forschungsthemen, ein besseres Verständnis der oft in Kombination wirksamen Bedrohungen und eine stärkere Berücksichtigung der Rolle subletaler Auswirkungen auf das Überleben einzelner Individuen.
Schließlich betonen die Autorinnen und Autoren, dass eine sinnvolle Integration von Forschungsthemen und nicht nur eine einfache Kontextualisierung von entscheidender Bedeutung ist, um ein umfassendes und differenziertes Verständnis der Gefährdungsursachen zu erlangen, das als Grundlage für wirksame Schutzmaßnahmen dient. Das Autorenteam um Temple et al. kommt zu dem Schluss, dass wenn die Stärken des Fachgebiets genutzt und die verbleibenden Schwächen angegangen werden, Hoffnung besteht auf eine Zukunft, in der Haie gedeihen und zu gesunden, widerstandsfähigen Meeresökosystemen beitragen.
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