Tagungsbericht zur Konferenz der European Elasmobranch Association 2024 in Thessaloniki 2024

In Thessaloniki (Griechenland) fand dieses Mal die jährliche Tagung der European Elasmobranch Association (EEA) statt, ein Dachverband nationaler Vereinigungen und Organisationen in Europa, die sich dem Schutz und der Erforschung der Elasmobranchier verschrieben haben, und zwar vom 21.10.2024 bis zum 24.10.2024. Organisiert wurde die Tagung dementsprechend von dem griechischen EEA-Mitglied "iSea", einer Organisation, die sich nicht nur auf den Schutz und Erhalt der Elasmobranchier in griechischen Gewässern konzentriert, sondern sich auch darüber hinaus dem Schutz und der Wiederherstellung mediterraner Meereslandschaften inklusive der darin lebenden Organismen widmet.

Tagungsposter zur KonferenzInsgesamt nahmen an der Tagung in Thessaloniki 214 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 Nationen teil, was den internationalen Charakter und die große Reichweite dieser Veranstaltung unterstreicht. Die D.E.G. war mit insgesamt fünf Mitgliedern auf der Tagung vertreten, von denen einige ihre Ergebnisse entweder in Form von Vorträgen oder Postern präsentierten. Dem Umstand, dass wenige Tage vor der EEA-Konferenz andernorts in Südafrika eine bedeutende Meeresschutz-Veranstaltung in Form des "IMCC7 – 7th International Marine Conservation Congress" (13.10.-18.10.2024) in Kapstadt stattfand ist es geschuldet, dass einige internationale Forscher nicht direkt nach Ende dieser zuvor stattgefundenen Veranstaltung in ihre Heimat flogen, sondern auf dem Weg dorthin einen Zwischenstopp in Thessaloniki einlegten. Somit waren auch einige echte "Schwergewichte" der Knorpelfischforschung aus den USA, Australien, Neuseeland und andernorts auf der EEA-Konferenz zugegen.

Der Montag (21.10.2024) wurde für die Ausrichtung verschiedener thematischer Workshops genutzt, die sich regem Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfreuten. Die Themen der sechs angebotenen Workshops reichten dabei von neuen Anwendungsmöglichkeiten der Akustiktelemetrie, eines neuen Aktionsplans für den Hundshai (Galeorhinus galeus) bis zum effektiven Einsatz von Social Media zur Kommunikation von Forschung und Schutzthemen von Haien und Rochen.

Vortrag von D.E.G.-Mitglied Eva Meyers über „Conservation science and policy progress for angel sharks”Das eigentliche Tagungsprogramm gliederte sich insgesamt in sieben Themenblöcke (Sessions), die sich über drei Tage auf den Dienstag, Mittwoch und Donnerstag verteilten und in denen Fachvorträge abgehalten wurden. Das eigentliche Tagungsprogramm war mit insgesamt 58 Vorträgen und mit ~25 Vorträgen am Dienstag und Mittwoch sehr ambitioniert und gut gefüllt, lediglich am Donnerstag fanden weniger Vorträge am Vormittag statt, nach denen die Tagung dann ihr Ende fand. Hier wäre durchaus die Devise „weniger ist mehr“ zu zitieren, schließlich ist die persönliche Aufnahmefähigkeit begrenzt. Allerdings sollte wohl allen Teilnehmenden die Möglichkeit eingeräumt werden, ihre überwiegend spannenden und interessanten Themen zu präsentieren. Dennoch gelang es den Vortragenden trotz der ihnen eingeräumten kurzen Redezeit von ca. 10 min. überwiegend, ihre Themen ausführlich zu präsentieren und sich anschließend der Diskussion mit dem Auditorium zu stellen.

Das im letzten Jahr neu eingeführte Format der Tagung, zu Beginn eines jeden Themenblocks und noch vor den eigentlichen Vorträgen eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten abzuhalten, wurde erneut vorangestellt. Hier wurden wichtige Themen zur Erforschung und zum Schutz der Elasmobranchier diskutiert und Fragen aus dem Publikum von den Podiumsteilnehmenden beantwortet. Dieses Format wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut aufgenommen und wurde eifrig dafür genutzt, Fragen an die Podiumsteilnehmenden zu stellen. Moderiert wurden die Podiumsdiskussionen jeweils von einer/einem ausgewiesenen Expertin/Experten auf dem speziellen Fachgebiet.

Des Weiteren wurden neben den Vorträgen die Ergebnisse sowohl der wissenschaftlichen Erforschung von Elasmobranchiern als auch der Bemühungen zu ihrem Schutz auf 39 Posterbeiträgen präsentiert, wobei in den Pausen sowie im Rahmen der Postersession am Dienstag die Möglichkeit für die Teilnehmenden bestand, sich die Poster und deren Inhalte näher erläutern zu lassen. Hierbei zeigt sich auch, dass die jährlichen Tagungen der EEA eine gute und geeignete Plattform gerade für den akademischen Nachwuchs und junge aufstrebende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind, ihre Ergebnisse zu präsentieren.

Solche Fachtagungen sind neben dem wissenschaftlichen Austausch und der inhaltlich-fachlichen Kommunikation zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch immer eine willkommene Möglichkeit, langjährige Kolleginnen und Kollegen wiederzutreffen, neue Kontakte zu knüpfen und alte Kontakte wiederzubeleben. Dies wurde in besonderer Weise im Slogan dieser Tagung aufgegriffen, die unter dem Motto "Stronger collaboration for better conservation" stand. Netzwerken gehört somit heutzutage auch zu den wesentlichen Aspekten der "Shark and ray community“ und dieser Konferenz. Die zahlreichen Kaffee- und Mittagspausen, der Ice-Breaker und das Gala-Dinner wurden somit emsig dazu genutzt, sich auszutauschen und Gespräche über die Themen zu führen, die einen schon länger umtreiben. Wie erfolgreich und effektiv gut funktionierende Netzwerke sein können, beweist eindrucksvoll das "Angel Shark Project" rund um das D.E.G.-Mitglied und Mitgründerin dieses Projekts Eva Meyers, die zusammen mit allen weiteren an diesem Projekt beteiligten Akteuren beachtliche Erfolge zum Schutz der Engelhaie (hier insbesondere Squatina squatina) im Nordostatlantik erreicht hat. Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel zum Schutz der Elasmobranchier bewirkt werden kann, wenn die Kräfte aller Akteure gebündelt werden.

Gruppenfoto der D.E.G.-Mitglieder bei der EEA-Konferenz 2024Hervorzuheben ist das große Engagement des Teams der ausrichtenden Organisation "iSea", welches wesentlich zum Gelingen und zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen hat. Durch ihr außerordentliches Engagement – hervorzuheben ist hier vor allem Ioannis Giovos, derzeit auch der amtierende EEA-Präsident – hat dieses Team dafür Sorge getragen, dass sich alle Teilnehmenden der Tagung rundum wohl und hervorragend betreut gefühlt haben. Für ihre enorme Gastfreundschaft und ihre Mühen sei diesen Personen an dieser Stelle daher nochmals herzlich gedankt!

Abschließend wurde noch verkündet, dass die nächste Tagung der EEA im Jahr 2025 in Rotterdam (Niederlande) stattfinden wird. Dies dürfte insbesondere diejenigen D.E.G.-Mitglieder erfreuen, die überlegen, im nächsten Jahr an der Konferenz teilzunehmen, da sie nur eine kurze Anreise zum Tagungsort haben werden (vorausgesetzt, sie sind in Deutschland stationiert).

Peter Gausmann & Heike Zidowitz