Spektakulärer Fund aus der Tiefsee: Neue Haiart entdeckt und wissenschaftlich beschrieben
27. September 2011
Man möchte meinen, dass wenigstens die Haie inzwischen wissenschaftlich bekannt und beschrieben seien, sind viele Arten doch aufgrund ihrer Größe kaum zu übersehen und spielen als gefürchtete Räuber eine wesentliche Rolle in den Ökosystemen der Meere. Dass sogar hier noch spektakuläre Neuentdeckungen möglich sind, bewies nun D.E.G.-Mitglied Dr. Nicolas Straube, Nachwuchswissenschaftler an der Zoologischen Staatsssammlung München (ZSM).
Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) geförderten Forschungsprojektes „Evolution und adaptive Radiation von Dornhaien“ besuchte er nicht nur weltweit zoologische Archive um das dort gelagerte Sammlungsmaterial zu untersuchen, sondern war auch selbst auf verschiedenen Forschungsschiffen zugange. Insbesondere die Vielfalt und Evolution der sogenannten Laternenhaie beschäftigt den jungen Zoologen und hier wurde er fündig: mithilfe von Genanalysen und einer Reihe von morphologischen Merkmalen konnte er eine der gefundenen Arten eindeutig als bisher unbekannte Tiefseehaiart identifizieren.
Unter dem wissenschaftlichen Namen Etmopterus viator wurde die neue Art nun in Kooperation mit Kollegen an der Zoologischen Staatssammlung München, dem Naturkundlichen Museums Paris und der Universität Wien beschrieben. Die dunkelbraunen bis schwarzen Haie erreichen eine maximale Länge von etwa 60 cm und ernähren sich hauptsächlich von anderen Tiefseebewohnern wie Kalmaren und Knochenfischen. Wie der Familienname andeutet, können Laternenhaie Licht erzeugen. Die genaue Bedeutung ihrer Leuchtorgane wird gerade erforscht. Man nimmt an, dass das bauchseitig erzeugte schwach glimmende blaue oder grüne Licht, von unten gegen die helle Wasseroberfläche betrachtet, der Auflösung der Körperkonturen und damit der Tarnung dient. Markantere Lichtmuster an den Flanken dienen hingegen wohl eher der Kommunikation zwischen Artgenossen. Ein Novum bei Etmopterus viator ist die extrem weite Verbreitung dieser Art in der gesamten polnahen Südhemisphäre. Laternenhaie gelten als schlechte Schwimmer, die nur kurze Distanzen zurücklegen. Um die weite Verbreitung zu erklären, vermuten die Wissenschaftler eine indirekte Verbreitung der Tiere beispielsweise über den sogenannten Zirkumpolarstrom und nehmen mit der Wahl des Artnamens (viator heisst „der Reisende“) Bezug auf diese Besonderheit.
Pressemitteilung aus der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM)
Foto © Nicolas Gasco
Originalarbeit:
Description of a new deep-sea lantern shark, Etmopterus viator n. sp. (Squaliformes: Etmopteridae) from the southern hemisphere.
In: Duhamel, G. & Welsford, D. (eds). 2011. The Kerguelen Plateau, Marine Ecosystem and Fisheries. Société Française d´Ichtyologie, 137-150.