Massiver Protest gegen Hai-Finning in Europa
19. Februar 2004
Massiver Protest gegen Hai-Finning in Europa: 300.000 Unterschriften von SeaLife Centres Europas an den EU Fischerei-Kommissar Franz Fischler übergeben
12.12.2003: In 8 Ländern Europas haben Sea Life Centre Schauaquarien von Mai 2002 bis Oktober 2003 unter den Besuchern Unterschriften gegen die Praxis des "Finnings" gesammelt mit überwältigender Resonanz. Über 300.000 Menschen drückten ihre deutliche Ablehnung gegen diese grausame Fischereimethode aus. Am Donnerstag übergab eine Delegation der Sea Life Centres in Europa in Brüssel dem EU Fischerei-Kommissar Franz Fischler die Liste und regte eine erneute Diskussion zu dem Thema an.
Beim "Finning" werden den häufig — und oft ungewollt als Beifang gefangenen Haien die Flossen bei lebendigem Leibe abgetrennt und die Tiere oft noch lebend wieder ins Meer zurückgeworfen, wo sie zugrunde gehen.
"Diese Methode ist nicht nur grausam, sie ist auch auf untragbare Weise verschwenderisch, da über 95% des Tieres einfach weggeworfen werden" so Boris Frentzel-Beyme, Artenschutzexperte und Europadeligierter der Deutschen Elasmobranchier-Gesellschaft, einer Initiative zum Schutz von Haien.
"Dies ist ein deutliches Signal der Bürger Europas, dass sie dieser Praxis vehement widersprechen und diesen extremen Raubbau an empfindlichen natürlichen Resourcen verboten sehen wollen. So empfindet wohl jeder, dem diese schreckliche Methode vor Augen geführt wird und mit dem Ausmaß des Handels mit den Haiflossen konfrontiert wird".
Viele Millionen von Haien fallen alljährlich diesem Geschäft zum Opfer. Die Flossen werden lukrativ nach Asien verkauft, wo sie zur fragwürdigen Delikatesse Haiflossensuppe verarbeitet werden, wobei eine Schale bis zu 100 US$ kosten kann. Diese Dynamik ist eine ernste Berohung für das globale Ökosystem Ozean, da Haie als Top-Räuber entsprechend selten sind, nur sehr langsam wachsen und wenige Nachkommen haben. Durch den massiven Fischereidruck und mangelnde Schutzmaßnahmen sind einige Hai-Populationen schon um fast 90% zurückgegangen. Eine katastrophale Entwicklung, die Wissenschaftler und Naturschützer seit vielen Jahren anmahnen.
In einigen Ländern gibt es bereits seit Jahren mehr oder weniger wirksame Gesetze, die das "Finning" von Haien verbieten sollen, darunter die USA, Kanada, Australien, Südafrika, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Indien, Oman und Palau. 1999 regte die FAO (Welternährungsorganisation der UNO) einen "Internationalen Aktionsplan zum Schutz und Management von Haien und Rochen" an, ein umfangreicher Maßnahmenkatalog im besten Sinne, jedoch nicht verpflichtend und nur von wenigen Nationen ansatzweise umgesetzt. Im Jahr 2003 trat in Europa ein Gesetz der EU zur Regulierung des "Finnings" in Kraft, und auch in der UNO-Vollversammlung wurde kürzlich erstmals eine (nicht verpflichtende) Resolution gegen das "Finning" auf globaler Ebene verabschiedet" Meilensteine in den internationalen Bemühungen.
"Diese Maßnahmen sind absolut erfreulich, können aber nur als erste Schritte in die richtige Richtung betrachtet werden." So Boris Frentzel-Beyme weiter "Oft macht die Lobby der industriellen Fischerei ihren Einfluss geltend, und die Gesetze sind mit genügend Spielraum oder Hintertüren ausgestattet, so dass das "Finning" weiterhin betrieben werden kann. Genau dort werden die international aktiven "Hai-Societies", Naturschutzorganisationen mit speziellem Schwerpunkt der Erforschung und des Schutzes von Haien und Rochen (Elasmobranchiern) unter anderem ansetzen, um Schutzmaßnahmen in Zukunft wirkunsvoller zu machen.
Dabei geht es um sehr viel, denn viele Arten dieser Tiergruppe sind letzlich von der Ausrottung bedroht, schon jetzt sind mehr als 50 Arten von Haien und Rochen auf der Roten Liste der IUCN (World Conservation Union) aufgeführt, Tendenz steigend. Im letzten Jahr wurden erstmals zwei Haiarten, der Wal- und der Riesenhai in das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) aufgenommen. Das ökologische Gleichgewicht der Ozeane steht auf dem Spiel. Deshalb ist die Übergabe von 300.000 Stimmen gegen diese Entwicklung ein wichtiges und deutliches Signal dafür, dass die Menschen besorgt sind. Das Bewusstsein wächst und es muss noch viel passieren. Die Deutsche Elasmobranchier-Gesellschaft D.E.G. und der Dachverband, die Europäische Elasmobranchier Vereinigung EEA arbeiten mit den SeaLife Centres zusammen und wir freuen uns sehr über den Erfolg dieser Aufklärungskampagne — Wir sammeln weiter."
Kommissar Fischler bedankte sich für die Initiative und brachte seinerseits Sorge um die Entwicklung der "Finning–Problematik zum Ausdruck, auch er lehnt diese Methode ausdrücklich ab. Er wird versuchen, eine Überprüfung der bestehenden Lage anzuregen, letztlich seien aber die jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten für die Umsetzung des "Finning–Gesetzes zuständig.